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1. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 266

1864 - Breslau : Leuckart
266 Geographische Schilderungen. * Der Montblanc. Unter den Gebirgen der Schweiz, doch schon in Savoyen liegend, ragt wie ein die ganze Gebirgskette beherrschender Koloss der Montblanc, der höchste Berg in Europa, empor. An Der Montblanc. seinem Fusse breiten sich zwei Thäler aus, zwischen welchen er sich mit seinen drei Gipfeln, die mit ewigem Schnee bedeckt sind, 14,900' über die Meeresfläche empor hebt. Ein steiler, schwieriger und mitunter gefährlicher Weg führt hinauf. Will der Reisende diesen Riesenberg besteigen, wozu mindestens 14—15 Stunden nöthig sind, so muss er sich von‘umsichtigen Führern begleiten lassen. Ausserdem erheischt es die Vorsicht, die Schuhe mit Eissporen zu bewaffnen und sich mit starken Stöcken zu versehen, die unten mit einem Stachel beschlagen sind. — Von Norden betrachtet, hat der Berg eine pyramiden- artige Gestalt, und nach Süden zu erheben sich seine Fels- wände fast, senkrecht. An seine Gipfel reiht sich eine Kette von ausserordentlich hohen, spitzen Granitfelsen, deren Zwischen- räume mit Eis und Schnee gefüllt sind und so ein in den höch- sten Regionen schwebendes Eismeer bilden. Die Natur ist ein- zig in ihrer Art, ihre Grösse Furcht und Schauder erregend» Eine unbezwingbare Bangigkeit ergreift den Beschauer, wenn er die starre Eismasse und die hohen Felsensäulen anstaunt,

2. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 270

1864 - Breslau : Leuckart
270 Geographische Schilderungen. wie ernste Wächter des Allerheiligsten stehen. Dies ist die Stätte der Gesetzgebung Mosis. Hier konnten sich die Tau- sende Israels in ein Heerlager vereinigen, als sie ausgezogen waren von Raphidim und lagerten in der Wüste Sinai gegen den Berg. Am Südrande dieser Ebene kann man dicht an den steilen Absturz des Berges herantreten und mit der Hand „sein Ende berühren,“ woraus zu begreifen ist, dass Moses ein Gehege ziehen musste, um das Volk abzuhalten, ehe er es „aus dem Lager Gott entgegenführte bis unten an den Berg.“ — Auf den Felsenzinnen des Horeb aber fuhr Jehovahs Majestät vor den Augen des Volkes mit Feuer und Donner und dunklem Gewölk hernieder; selbst der schmale Fusssteg scheint noch vorhanden, auf welchem der Mann Gottes emporstieg und „ sich hinzumachte in das Dunkele, da Gott innen war.“ — * Die Insel Rügen. Das Dampfschiff führt uns aus der Swine heraus. Zu beiden Seiten schwinden die Ufer von Usedom und Wollin mit ihrem weissen Sande, und die Molen (Steindämme) werden immer kleiner und kleiner. In alten Zeiten stand auf Wollin die grosse und blühende Handelsstadt Julin, die aber im Kriege zerstört ward. Auf Usedom lag die weit berühmte Stadt Wineta, die bei einem heftigen Anprall des Meeres von den Wellen verschlungen worden sein soll. Jetzt fahren Schiffe über die versunkene Stadt dahin, und in den Trümmern mögen wohl die Fische hausen; die Fischer aber erzählen, dass man bei klarem Wetter unten die Stadt sehen kann und ein wunderbares Geräusch wie von grossem Getümmel hören könne. — Kaum sind die Ufer den Blicken im Osten entschwunden, so taucht im Westen die Insel Rügen wie eine dunkle tief am Himmel hängende Wolke auf. Bald wächst der dunkle Streifen, dehnt sich nach beiden Seiten ans, und weisse Häuser blinken freund- lich vom Ufer herüber. In schönen Bogen schwenkt sich das schmucke Schiff, ein Kanonenschuss blitzt vom Vordertheile, und nun legt es sich vor die Landungsbrücke, auf der wir ans Land steigen. Seit 1815 ist diese Insel preussisch, vorher war sie schwedisch. Die Insel Rügen ist etwa 18 Dm. gross, und da das Meer tiefe Einschnitte in das Land gemacht hat, so sind der südöstliche Theil, Mönchgnt — der nordöstliche, Jasmund — und der nördliche, Wittow, von dem nach Südwest liegenden Haupttheile fast abgeschnitten. Nur schmale, mit niederem Gebüsche und Strandgrase bewachsene Streifen Landes verbinden Wittow mit Jasmund. Dieses, ebenso die Halbinsel Mönchgut,

3. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 238

1864 - Breslau : Leuckart
¿38 Geographie. / * /‘/“/‘ • uns weit entlegene Gegenstände, als hohe Gebäude und Berge, wenn auch klein, doch ganz sichtbar sein, was doch nicht der Fall ist. Vielmehr bemerken wir von sehr entfernten Thürmen erst die Spitze, dann bei größerer Nähe den mittlern und zuletzt den untern Theil. So zeigt sich auf dem weiten Meere ein fernes Schiff nicht ganz, sondern man bemerkt Anfangs den Wipfel der Masten, dann die Segel und endlich den Bord. Da man solche Erscheinungen an allen Orten des Erdbodens und nach allen Himmelsgegenden hin wahrnimmt, so schließt man hieraus auf eine Krümmung der Erdoberfläche, auf die Art, wie die Oberfläche einer Kugel gekrümmt ist. — Ferner haben schon viele See- fahrer die Erde rings umschifft. Sie behielten dabei immer einerlei Richtung, entweder nach Osten oder nach Westen, und langten endlich doch an dem Orte an, von dem sie zuerst abgesegelt waren. Einen dritten Beweis für die Kugelgestalt der Erde liefern die Mondfinsternisse. Eine Mondfiusterniß entsteht dadurch, daß der Mond in den Schatten zu stehen kommt, den die von der Sonne beleuchtete Erde hinter sich wirft. Nun ist dieser Schatten, der auf die Scheibe des Mondes fällt, jedesmal rund; es kann aber kein anderer Körper als die Kngel in allen Stellungen einen runden Schatten geben: folglich muß die Erde eine Kugel sein.— Der Schöpfer fyat in die Erde eine der magnetischen ähnliche Kraft gelegt, vermöge welcher sie alle Körper an sich zieht. Diese Kraft, die Schwere genannt, hält alles auf der Oberfläche fest, weshalb sich von dem Erdball kein Gegenstand, wo er auch sei, entfernen kann. In frühern Zeiten wußten die Menschen von jener Kraft nichts, daher war es ihnen auch nicht möglich, sich die überall bewohnte Erde als eine Kugel vorzustellen. ■ ' a Ein durch den Mittelpunkt der Kugel gesteckter gerader Draht, dessen Enden in die Kugclfläche fallen, gibt den Durchmesser oder die Achse an; die beiden Enden der Achse heißen Pole. Wird eine Kugel an den Polen gehalten und gedreht, so bewegt sie sich gleichförmig um sich selbst oder, wie mau sagt, um ihre Achse. Während einer solchen Umdrehung rücken alle Punkte auf der Kugelfläche kreisförmig fort, mit Ausnahme der beiden Pole, die in Ruhe bleiben. Rollt eine Kugel auf ebener Fläche in gerader Richtung fort, so gibt es auch hier zwei Punkte, welche bei dem Umdrehen keine Kreise beschreiben, und das sind die Pole. Befestigt man einen Faden in einem Pole und spannt ihn über den andern um die Kugel herum bis wieder zum ersten Pole, so stellt dieser Faden den größten Kreis auf der Kugel, oder ihren Umfang, dar. Wird die Kugel so durchschnitten, wie es diese Kreislinie andeutet, so zerfällt sie in zwei gleiche Theile oder Halbkugeln. Man bekommt aber auch den Um-

4. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 242

1864 - Breslau : Leuckart
242 Geographie. um die Erde gespannt, theilt sie in die östliche und west- liche Halbkugel. Die Entfernung eines Ortes von der ersten Mittagslinie heißt seine Länge; liegt er von ihr gegen Morgen, so hat er östliche, gegen Abend, westliche Länge. Doch ist es jetzt gebräuchlich, nur die östliche Länge< rund um die Erde, also von 1 bis 360 Graden zu zählen. Auf einer künst- lichen Erdkugel kann man von jedem Orte die Länge und Breite angeben. Die Seefahrer sind im Stande durch Messungen am Himmel die Grade der Länge und Breite im weiten Welt- meere zu bestimmen; sie wissen sonach genau, wo sie sind. Die Orte, welche unter demselben Meridiane sind, haben zu gleicher Zeit Mittag. Liegt ein Ort um einen Grad mehr gegen Osten als der andere so geht dem ersten die Sonne vier Minuten eher als dem letztern auf. Breslau ist um 15 Grade weiter gegen Osten als Paris; deshalb hat die erstgenannte Stadt auch um 15 mal 4 Minuten, nämlich um eine Stunde früher Morgen, aber auch um eine Stunde eher Abend, als die letztgenannte. Während sich die Erde beständig um ihre Achse schwingt, geht sie auch, wie wir schon wissen, in einem Jahre um die Sonne. Ihre Bahn ist bei dieser Bewegung kein vollkommener, sondern ein etwas in die Länge gezogener Kreis; wes- halb wir uns zu gewissen Zeiten der Sonne bald nähern, bald von ihr entfernen. Nehmen wir eine hölzerne Kugel, auf welcher die Pole, der Aequator, die Wende- und Polarkreise genau verzeichnet sind, schlagen wir in den Aequator einen Stift, binden um diesen einen Faden und hängen die Kugel daran, so wird die Achse eine wagerechte und der Faden eine senkrechte Linie darstellen; der bis zur Achse verlängerte Faden aber mußte auf derselben rechte Winkel bilden. Bringt man über der Kugel in der Richtung des Fadens ein Licht an, so wird man finden, daß die Gegend um den Gleicher am stärksten, die Pole hingegen nur sehr matt beleuchtet werden. Wendet man die Kugel um ihre Achse, so kommen zwar andere Stellen ihrer Oberfläche zur Beleuchtung, allein die Vertheilung des Lichtes ist die- selbe: die Pole bleiben in einem Halbdunkel. Würde die Kugel mit derselben Achsenstellung einen Kreis um das Licht machen und sich zugleich um sich selbst drehen, so bliebe alles wie vorhin. Dasselbe fände auf unserer Erde statt, wenn ihre Achse die eben angedeutete Richtung zur Sonne hätte: der heiße Erdgürtel erhielte das meiste Licht und die größte Wärme; in den gemäßigten Gür- teln herrschte eine milde Witterung, jedoch bloß eine und dieselbe Jahreszeit und gleiche Tages- und Nachtlänge; die Zonen anden Polen starreten vor Kälte und wären in steter Dämmerung. In

5. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 254

1864 - Breslau : Leuckart
254 Geographie. der sich nach mehreren Minuten mit einer schwankenden Bewe- gung erneuerte. Gegen 4 Uhr des Morgens wurde ich durch eine noch heftigere Erschütterung aufgeweckt. Ich trat ans Fen- ster und erblickte ein dickes Gewölk. Die Nacht über und den folgerten Tag hielten die Bedungen der Erde an. Da das Haus, welches ich bewohnte, in der Richtung nach dem Vesuv stand, so vernahm ich deutlich ein hohles Getöse, wie einen entfernten Donner, zwischen mir und dem Berge und schloß daraus, daß aus seinem Innern die Ursache der Erschütterungen komme. Den Tag darauf wurden sie stärker als alle vorhergegangenen. Ich hörte das Eisen an meinem Bettgestelle klirren 1 die Fensterladen sprangen auf, das Haus zitterte, und ein fürchterliches unter- irdisches Brüllen, wie aus einer tiefen Höhle kommend, ertönte in meinen Ohren. Die Luft roch nach Schwefel. Blitze folgten schnell auf einander, und für diesmal schien es, als ob der Vesuv etwas anderes als Rauch zeigen würde. Etliche Minuten darauf wurde ich durch ein entsetzliches Krachen erschreckt. In dem näm- lichen Augenblicke stürzte eine Menge Volks aus die Straßen, mit dem Geschrei, daß der Ber^ ganz in Flammen stehe und das Meer zu steigen anfange. Viele Einwohner liefen auf eine Anhöhe in der Nähe des Elmschlosses; andere versammelten sich auf den öffentlichen Plätzen der Stadt, die von dem Feuer, das den Him- mel und den Berg bedeckte, hell erleuchtet waren. Ich blieb dessen ungeachtet in der Stube, bis ich erfuhr, daß das Haus, in welchem ich mich befand und das beständig erbebte, von allen seinen Bewohnern verlassen sei. Ich glaubte nun meine Lage nicht ohne Gefahr und begab mich auf den größten Platz der Stadt; allein die Verwirrung, die schon daselbst herrschte, das mit Pferden und Wagen vermischte Gevränge und die unerträg- liche Hitze der Luft, welche durch die Vereinigung so vieler Tau- sende von Menschen auf einem Punkte noch vermehrt wurde, bewog mich, den Platz zu verlassen und mich nach dem Hafen- damme zu begeben, den ich ganz einsam fand, weil sich Jeder davon entfernt hatte, aus Furcht, durch ein plötzliches Steigen des Meeres ersäuft oder weggespült zu werden. Da ich nichts der- gleichen befürchtete, setzte ich mich auf einen Stein und betrachtete ungestört das große und wunderbare Naturschauspiel, das sich vor meinen Augen entwickelte. Gegen 11 Uhr öffneten sich verschie- dene breite Feuerschlünde, fast in einer gleicher Entfernung von dem Fuße und dem Gipfel des Berges. Aus ihnen ergoß sich die flüssige Masse, die schon lange im Innern gekocht hatte. Das glänzende Licht dieser Feuerfluthen, welches sich in der ruhigen Oberfläche des Meeres spiegelte, war zu lebhaft, als daß das Auge es länger hätte aushalten können, und ich mußte ein Tuch

6. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 326

1864 - Breslau : Leuckart
326 Naturlehre. räume mehr ausgespannt sind. Ein Gleiches zeigt das Holz, wenn es Feuchtigkeit in sich ausgenommen hat und gequollen ist. Diese Eigenschaft der Körper, ihren Stoff von keinem andern Körper durchdringen zu lassen, wird die Undurchdringlichkeit genannt. Daß auch die Luft undurchdringlich ist, zeigen uns mehrere Versuche. Wird ein Trichter in den Hals einer leeren Flasche gesteckt, dann mit Wachs fest umklebt und schnell mit Wasser gefüllt, so fließt davon anfangs nur wenig, dann nichts mehr in die Flasche. Warum? Weil die Luft dem Wasser den Eingang wehrt, und wo Luft ist, nicht zugleich Wasser sein kann. Hätte man den Trichter lose in die Flasche gesteckt, so wäre das Wasser hineingelaufen; da konnte die Luft dem eindringenden schweren Wasser ausweichen und neben der Außenseite der Trichterröhre heraufsteigen. — Setzt man ein Trink- glas mit seiner Oeffnung senkrecht auf eine Wasserfläche und drückt es dann nieder, so wird kein Wasser in das Glas kommen. Legt man aber das Glas seitwärts um, so sieht und hört man deutlich das Herausfahren der Luft; dann füllt es sich auch mit Wasser. 4. Theilbarkeit. Ein Stück Holz kann ich spalten oder brechen, ein Blatt Papier zerreißen, den Stein mit einem Hammer zerschlagen; die Metalle werden, wenn sie glühend oder geschmolzen sind, leicht getheilt. Wo ist ein fester Körper, den man nicht zer- stoßen, zerreiben, zerquetschen oder zersprengen könnte? Auch Wasser, das zusammen ein Ganzes ausmacht, läßt sich trennen, aus einem Gefäße in mehrere gießen, in kleine Tropfen verwandeln. Daher sagt man ganz richtig: jeder Körper ist theil bar. Wir sind im Stande aus manchen Gegenständen sehr kleine Theile zu machen, als Feilspäne aus Eisen, Mehl aus Getreide; allein ein Körnchen des abgefeilten Metalles, ein Mehlstäubchen, so gering seine Größe auch scheint, ist noch theilbar; nur fehlt es uns an feinen Werk- zeugen zur weitern Zerlegung. Mehrere Körper trennen sich von selbst in so winzige Theilchen, daß wir darüber staunen müssen. Von einem Farbenstoffe, Wunderblau genannt, darf man nur so viel nehmen, als ein Weizenkorn groß ist, um eine Kanne Wasser, die über eine Million Tropfen enthält, blau zu machen; ein Tro- pfen davon, über ein Stück Papier gestrichen, färbt es blau; die- ses ließe sich wieder in viele tausend Theile zerschneiden, und auf jedem würde doch eine Anzahl Farbetheilchen befindlich sein. — Ein Körnchen Weihrauch, das man über glühenden Kohlen ver- rauchen läßt, erfüllt eine ganze Stube mit Duft, so daß man überall mit jedem Athemzuge Theilchen davon in die Nase bekommt. — Wie fein müssen die Strahlen des Lichtes sein, welche durch die engen Zwischenräume des Glases dringen! 5. Zusammenhang. Wenn wir einen Stab brechen, einen Faden odr ein Blatt Papier zerreißen wollen, so müssen wir Gewalt

7. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 328

1864 - Breslau : Leuckart
328 Naturlehre. geschieht, bewegen sie sich oder werden bewegt; darum sagt man auch: sie sind bewegbar. — Oft kommt es uns vor, als ob sich Gegenstände bewegten, und doch ruhen sie. Wenn wir in einem Wagen rasch fahren und starr nach einer Seite auf die Erde hin- sehen, so scheint der Weg mit allen darauf befindlichen Dingen zu fliehen und der Wagen still zu stehen. Ein Gleiches bemerkt der, welcher auf einer Brücke steht und über das Geländer in den schnell strömenden Fluß hinabsieht; da kommt es ihm vor, als ob die Brücke sich bewege, das Wasser aber still stehe. Oft glauben wir dagegen, daß Körper in Ruhe sind, und dennoch bewegen sie sich, wie das mit unserer Erde der Fall ist. 7. Trägheit oder Beharrungsvermögen. An jenem Hause liegt ein Stein. Er würde immer daliegen, wenn ihn nichts aus der Ruhe brächte. Es kommen aber Menschen, die ihre Kräfte auf ihn wirken lassen, indem sie ihn forttragen, und so kommt er von der Stelle. Das Blatt Papier bleibt ruhend auf dem Tische. Jetzt öffne ich die Thüre und jenes Fenster: es entsteht ein Wind, und das Papier wird dadurch aus seiner Ruhe gebracht. Das Wasserrad an jener Mühle steht still. Es müßte eine unendliche Zeit in diesem Zustande verbleiben, wenn es nicht durch eine Kraft umgedreht würde. Diese Kraft ist das an seine Schaufeln stürzende Waffer. Wirkt eine starke Kraft auf den ruhenden Körper, so kommt er schnell in Bewegung; wirkt eine schwache Kraft auf ihn, so wird er entweder gar nicht oder nur langsam bewegt. Das still- stehende Mühlrad, aus welches man so eben das Wasser losläßt, rührt sich im ersten Augenblicke gar nicht; es will nicht aus der Ruhe heraus. Doch ist es bald gezwungen, sich langsam zu drehen. Ist es einmal im Gange, so dreht es sich rascher, und nach einiger Zeit läuft es mit der gehörigen Geschwindigkeit um. Stellt man plötzlich das Wasser ein, so will es nun wieder in der Bewegung verbleiben, denn es dreht sich noch mehrere mal gleichsam von selbst herum. Es würde auch fortwährend im Umlaufe bleiben, wenn nicht Hindernisse seine Bewegung bald so schwächten, daß sie aufhören muß. Die Hindernisse sind hier hauptsächlich: Reibung der Wellzapfen in ihren Lagern und Wider- stand der Luft. — Eine abgeschossene Kugel flöge unaufhörlich, stellte sich ihr die Anziehungskraft der Erde nicht entgegen. Also zeigt jeder Körper das Bestreben, so lange in Ruhe oder Bewe- gung zu verbleiben, bis eine hinreichende Kraft ihn zwingt, seinen Zustand zu ändern. Dieses Bestreben heißt Trägheit oder Behar- rungsvermögen. — Ist die Kraft, welche einen Körper aus der Ruhe in Bewegung setzen soll, sehr stark, wirkt sie plötzlich und mit großer Geschwindigkeit auf denselben, so theilt er oft seine Bewe- gung den anliegenden Dingen nicht mit, weil dazu immer eine

8. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 330

1864 - Breslau : Leuckart
330 Naturlehre. der dritten 5 mal 15 Fuß u. s. w. Läßt man einen Stein von einem steilen Berge herabrollen, so sieht man deutlich, daß die Geschwindig- keit seiner Bewegung von Augenblick zu Augenblick beschleunigt wird. Läuft man selbst einen Berg hinunter, so empfindet man gleichfalls das Gesetz der beschleunigten Bewegung, indem man wider Willen, und oft mit Gefahr, in ein immer schnelleres Laufen kommt. — Während des Fallens muß jeder Körper die unter ihm liegende Luft erst zur Seite schieben, weshalb seine zunehmende Bewegung gemäßigt wird. Dichte Körper, als Gold, Blei und andere Metalle, arbeiten sich besser durch die Luft hindurch; aber lockere, z. B. Flaumfedern, Schneeflocken, deren Theile weit aus einander liegen, haben natür- lich nicht so viel Gewalt, die Luft hinwegzudrängen; daher nimmt man bei ihnen das beschleunigte Fallen wenig wahr; sie schweben oft nur äußerst langsam zur Erde nieder. 9. Federkraft oder Springkraft. Dieser Schwamm kann so zusammengedrückt werden, daß er viel kleiner erscheint; laste ich mit dem Drucke nach, so nimmt er seine vorige Größe und Gestalt wieder an. Das Rohr ist jetzt gebogen; nun lege ich es aus den Tisch, und es ist wieder so gerade wie früher. Das Federharz ziehe ich auseinander; sobald ich aber aufhöre es auszu- dehnen, geht es von neuem zusammen. — Es gibt also Körper, welche ihre Lage und Gestalt, wenn sie geändert worden ist, wieder Herstellen. Solche sind federnd oder elastisch. Manche Körper besitzen diese Eigenschaft in einem sehr geringen Grade, als Wasser, Wachs, feuchter Thon; ganz ohne Schnellkraft ist jedoch wohl kei- ner. Zieht oder spannt man federnde Körper zu sehr aus, so ver- lieren sie einen Theil ihrer Federkraft. Das Fischbein wird nicht ganz gerade, wenn man es zu stark gekrümmt hat. Das dünne Rohr, ein wenig gebogen, springt völlig zurück; weiter gebogen, bleibt es gekrümmt; und — noch weiter und schnell gebogen, knickt es gar ein. — Unter den Metallen besitzt der Stahl die meiste Schnellkraft. Eine gute Degenklinge kann man wie einen Gürtel um den Leib spannen, und beim Aufhören der biegenden Kraft springt sie augenblicklich gerade. Auch Glas ist ein elastischer Körper. Eine Fensterscheibe kann zwar nicht gebogen werden, ohne zu brechen; ist aber das Glas so dünn wie Papier, so läßt es sich biegen. Aus flüssigem Glase werden ganz feine Fäden gesponnen und aus den Fäden Schnüre und Bänder verfertiget, die eine bedeutende Schnellkraft zeigen. Frisches Brot, das man gewöhnlich als einen zähen Körper ansieht, hat viel Federkraft. Knetet man davon eine Kugel und läßt sie auf den Tisch fallen, so springt sie wie ein Ball, und man bemerkt keine platt gedrückte Stelle auf derselben. Daß Luft und Dämpfe außerordenllich elastisch sind, wird noch weiterhin bewiesen.

9. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 336

1864 - Breslau : Leuckart
336 Naturlehre. wird die Flamme mit auffallender Gewalt von Innen nach Außen hingeblasen, nämlich von der ausdehnenden Kraft der erwärmten Lust. Hält man das Licht unten, so wird die Flamme von Außen nach Innen geblasen und zwar von der dichten, kalten Luft, welche in das Zimmer dringt. Wo die Hitze am stärksten ist, da stürzt die dichtere Luft am gewaltsamsten hinein. Bei Feuersbrünsten nimmt man dieses besonders deutlich wahr. Hat man ein Trinkglas mit genau abgeschliffenem Rande, ver- dünnt man die Luft darin, indem man das Glas eine Zeit lang über eine Lichtflamme hält, und setzt es dann schnell mit dem Rande, folglich in umgekehrter Lage auf die Hand, so steht das Glas, beson- ders wenn die Hand etwas feucht geworden ist, so fest auf der- selben, daß es nicht leicht wieder abgenommen werden kann. Der Druck der äußern Luft preßte es nämlich so fest an die Hand, weil vom Innern des Glases kein gleicher Gegendruck stattfand. Die Luft läßt sich in allerlei Gefäßen auf die bequemste Weise durch die Luftpumpe verdünnen. Mit diesem Werkzeuge kön- nen überhaupt eine Menge lehrreicher Versuche angestellt werden. Einen der überraschendsten macht man mit zwei hohlen messingenen Halbkugeln, deren genau geschliffener Rand so aufeinander paßt, daß sie vereinigt eine Kugel bilden. An jeder Halbkugel ist ein Ring zum Ziehen, und an der einen ein Röhrchen mit einem schlie- ßenden Hahne. Werden nun die Halbkugeln, nachdem ihre Rän- der mit etwas Fett bestrichen worden, angepaßt, dann aus der Kugel durch das Röhrchen die Luft herausgepumpt und der Hahn geschlossen, so halten die Halbkugeln außerordentlich fest zusammen, und man kann sie nicht trennen. Selbst zwei starke Menschen, die aus allen Kräften an den Ringen ziehen, bringen sie doch nicht von einander. Oeffnet man aber den Hahn an dem Röhrchen, so strömt wieder Luft in die Kugel hinein, und die Halbkugeln werden ohne Mühe getrennt. — Wird ein Gefäß mit mäßig warmem Wasser unter die gläserne Glocke der Luftpumpe gebracht, so sieht man bald, wie es in der verdünnten Luft zu kochen anfängt. —- Ein Licht verlöscht bald im luftleeren Raume; ein abgedrücktes Flintenschloß gibt keine Funken; auch zündet das Schießpulver nicht. Stellt man eine Uhr, die bald schlagen soll, unler die gläserne Glocke und zieht dann die Luft heraus, so hört man nicht den geringsten Klang, obgleich man den Hammer in der Uhr anschla- gen sieht. — Ein Vogel, der unter die Glasglocke gesetzt wird, säugt, wenn man die Luft herauszieht, schnell zu athmen an, tau- melt und fällt zuletzt um. Läßt man wieder Luft hinein, so erholt er sich bald und ist ganz munter. Unsere Vorfahren betrachteten die Luft als einen einfachen Kör- per und machten etwa einen Unterschied zwischen reiner und unreiner

10. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 339

1864 - Breslau : Leuckart
339 Vom Schalle. Was ich so eben zu euch sage, vernehmet ihr durch euer Gehör; so auch den Klang einer Glocke, die Musik, das Rasseln des Wagens, so jeden Ton oder Schall. Der Laut, welcher aus meinem Munde zu euren Ohren kommt, muß erst durch die Luft gehen, die uns überall umgibt. Wir wissen, daß auf hohen Bergen, wo die Luft sehr dünn ist, der Mensch lauge nicht so gut hört als unten in der dichteren Luft. Ferner haben wir auch erfahren, daß durch einen luftleeren Raum kein Schall vernommen wird. Wir müssen also die Luft als ein Mittel zur Fortpflanzung des Schalles annehmen. Ob sie aber das einzige Mittel ist, den Schall sort- zuleiten? — Wenn Jemand sein Ohr an das eine Ende eines langen Balkens legt und ein Anderer schabt oder reibt, wenn auch nur mit der Hand, an dem entgegengesetzten Ende, so hört Jener das Reiben sehr deutlich und viel deutlicher, als wenn er nahe an der Stelle stände, wo eben gerieben wird. Auch vernimmt man in bedeutender Entfernung die Huftritte der Pferde und einen fahren- den Wagen deutlicher, wenn man das Ohr an die Erde legt. Nach diesen Beispielen pflanzen also Holz und Erde den Schall besser fort, als die Luft. Aber bis zum Innern des Ohres kom- men doch jene Dinge nicht; der Laut geht dennoch, wenn auch nur auf eine kurze Strecke, in die Luft und dann erst ins Ohr: daher muß die Luft beim Hören immer als Hauptsache gelten. Wenn die Luft so etwas bis zu unserm Ohre hinführen soll, was wir hören können, so muß sie nothwendig sich bewegen. Schlage ich stark an den Tisch, an das Fenster, an eine Glocke, so werden diese Sachen erschüttert, wie wir das oft deutlich sehen können; sie gerathen in eine zitternde Bewegung. Steht auf dem Tische etwas, z. B. ein Glas Wasser, so merken wir daran auch eine Erschütterung, die zuerst dem Glase, dann dem Wasser mitge- theilt worden ist. Nun liegt an allen Seiten des Tisches Luft; diese wird auch leicht erschüttert, erst nahe am Tische, dann weiter weg, darauf noch weiter bis zu unserm Ohre hin; dort werden wir diese Erschütterung gewahr und nennen sie Schall. — Werfe ich einen Stein in ruhig stehendes Wasser, so erheben sich von ca aus, wo er hineinfällt, kreisförmige Wellen, die an Umfang zuneh- men, immer schwächer und schwächer werden, bis sie zuletzt ganz verschwinden. Auf gleiche Art wird die Luft, wenn ich die Hände zusammenschlage oder mit der Peitsche knalle, in eine ähnliche wellenförmig schwingende oder zitternde Bewegung gesetzt. Diese Luflwellen entfernen sich auch von dem Anfangs- punkte allmälig mehr und werden nicht bloß nach den Seiten, son- dern auch nach oben und unten, je weiter sie kommen, immer 22»
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